Was für ein Scheiss-Tag. Ganz entspannt in der Hoffnung auf Entwarnung fuhren meine Eltern heute mit mir auf die Onko. Heute dürfen wir mal die Corona-Besuchs-Regeln im Spital missachten, denn es ist ein besonderer Tag. Oben angekommen steigt die Nervosität. Ich melde mich ganz normal auf der Onko an und warte auf Frau. Dr. Schmid Als sie uns kurz darauf abholt, werden wir ganz unruhig. Sie redet auf dem Weg ins Zimmer nichts, ist ganz in ihrem Kopf gefangen, genauso wie vor einem Jahr. Ich mache noch einen Witz, lache kurz und merke dann, dass sie wohl etwas gefunden haben. Im Zimmer dann die Bestätigung. Frau Dr. Schmid zeigt uns die Bilder vom PET/CT, mein ganzer Hals leuchtet. 3 Tumore sollen es sein. Zwei neue im Hals und der Eine zwischen Herz und Lunge, den wir schon kennen. Die Tränen fliessen und die tausend Informationen über die neue Therapie sausen mal wieder an uns vorbei. Dann holt sie Herrn Dr. Zander dazu, den Lymphomspezialisten des LUKS. Er erklärt uns in aller Ruhe nochmal wie es weitergeht, schildert uns seine Hoffnung vom neuen Medikament mit dem Namen «Keytruda». Dieses ist neu auf dem Markt, soll aber jetzt schon einen guten Ruf haben. Doch die Therapie damit kann Jahre dauern. In diesen Jahren hofft man, dass sich die Tumore selbst zerstören. Eigentlich aber, sei es da, um weiteres Wachstum zu verhindern. In den Jahren, in denen der Tumor quasi dahingehalten wird, sollen dann neue Therapiemöglichkeiten auf den Markt kommen. Für den Backup-Plan sollen wir die nächsten Tage noch nach Basel fahren. Falls die Therapie nämlich weniger Wirkung zeigt als erhofft, wäre ich auf fremde Stammzellen angewiesen. Nach diesen ganzen Infos verabschieden wir uns. Mit auf den Heimweg kriegen wir noch Infoblätter zum Keytruda. Weg von der Onko rufe ich sofort meine Schwester Rahel an. Ich erzähle was ich noch weiss. Sie weint, genauso wie ich. Als mein Vater von den «Kleinen» Zuhause dann gefragt wird, was das Ergebnis sei, fliessen dann wieder die Tränen. Sie verstehen schnell. Ohne dass wir ein Wort erzählen müssen, sagt Hanna nur: «ned im Ärnst» und die Tränen fliessen auch bei den Beiden. Dasselbe bei Salome, welche sich gerade in ihrer Pause mitten in der dritten Arbeitswoche befindet. Sie fragt mehrmals per WhatsApp ob alles gut sei. Dann rufe ich sie an, erzähle und frage ob sie abgeholt werden müsse. Sie verzichtet, will stark bleiben. Wenige Minuten später ruft sie zurück. Weinend bittet sie uns darum, doch abgeholt zu werden. Wir verbringen den Tag damit unsere Nächsten, aber auch unsere Arbeitskollegen und Chefs zu informieren. Am Abend kommt dann die ganze Familie zusammen. Pesche ist auch da. Er ist ein guter Freund von Papa und uns mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Eine gute Seele, welche uns an diesem Abend viele gute Worte aber auch Hoffnung spendet.
Auswertung, Rezidiv und viele Tränen